„Guten Tag, ich bin die Elvira Habermann“, ungefähr so hört sich meine Vorstellung bei einem Erstkontakt an. Ich bin Kontinenz- und Stomaberaterin, das ist eine Weiterbildung einer DGKP – diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin. Ich beschäftige mich mit unseren natürlichen Ausscheidungsprodukten Stuhl und Harn. Ob es nun geht wenn es nicht gehen soll, oder nicht geht bzw. nur schwer geht wenn es gehen soll – und glauben Sie mir Beides ist sehr unangenehm – wir KontinenzberaterInnen sorgen uns um eine Lösung. In diesem Fall ist wohl das Wichtigste zu wissen, welche Ursache dieses unangenehme Problem hat. Und davon gibt es wahrlich einige, obwohl das Endergebnis immer gleich peinlich/störend ist. Was ich mache, ist für viele schier nicht vorstellbar, aber für mich eine ganz natürliche Sache: Ich begleite Menschen mit diesem Problem, inkl. Versorgungen, Managements, Therapien.
Stoma – was ist das überhaupt?
Und was ist nun ein Stoma? Ein künstlicher Ausgang, ein Stück Darm das über die Bauchdecke ausgeleitet wird und Stuhl oder Harn fördert. Schon wieder das Thema mit dem natürlichen Abbauprodukt, dieses Mal eben nur an einer anderen, ungewohnten Stelle. Und nun? Hier gibt es heute eine riesen Anzahl an Produkten – für uns StomaberaterInnen schon erschreckend viele ;-). Primär geht’s darum, das Stoma mit einem Beutel abzudichten, natürlich angepasst an die Stomaart und die Ausscheidung. Es gibt also unter anderem geschlossene Beutel, denn wenn´s härter oder normal geformt ist kann es nur abgemacht/erneuert werden. Dünneres wird ausgestreift, daher gibt es Beutel die zum Öffnen sind. Damit Flüssiges abgelassen werden kann gibt es welche mit Ablasshahn.
Erste Herausforderung: Vertrauen schaffen
Nun aber noch Mal zurück zum Anfang. Wer kontaktiert mich? Hier reicht die Bandbreite von Empfehlungen von ÄrztInnen und KollegInnen im intra- und extramuralen Bereich, MitarbeiterInnen unserer Filialen oder aber auch einfach durch Mundpropaganda unter den Menschen. Manchmal ruft mich jemand an – und das will was heißen, so ein peinliches Thema und dann melde ich mich bei Jemandem, den ich nicht kenne bzw. dem ich im besten Fall empfohlen wurde. Erste Herausforderung: Vertrauen ohne Sichtkontakt und in kurzer Zeit zu schaffen – ich liebe es, denn es erfordert Feingefühl. So, erste Hürde geschafft und dann? Hier habe ich schon viele positive Erfahrungen machen dürfen. Endlich Mal jemand, bei dem man das Thema (fast) ohne Genierer ansprechen kann. Welches ernst genommen wird, denn unsere Ausscheidung ist viel zu wertvoll – man denke nur daran wie es einem geht, wenn man gebläht oder verstopft ist. Als nächstes darf ich dann den Betroffenen besuchen oder er kommt zu mir. Bei Ersterem betrete ich das persönliche Zuhause und damit gehe ich äußerst achtsam, wertschätzend und einfühlsam um. Es geht darum eine Basis, eine Atmosphäre, Vertrauen zu schaffen. Denn ich greife auch noch in das Intimste ein – Genitale, Ausscheidung, Privatsphäre. Also her mit dem notwendigen Charme, denn der wird hier nötigst gebraucht. Und dabei kann man ruhig einmal etwas Spaß haben, denn über etwas Lachen zu können hilft ungemein.
Betroffene sind nicht allein
Wenn ich wieder gehe, soll eine gute Erinnerung an mich bleiben. Ich kann gar nicht mitzählen wie oft ich gefragt wurde, ob ich viel Arbeit habe oder ob es mehrere Menschen mit diesem Problem gibt. Wenn ich alle, die das fragen, einmal zusammentreffen lassen würde, da würde sich eine ganze Menschentraube entwickeln. Also NEIN – SIE sind nicht allein damit und mich haben Sie ja nun auch ;-). Und nur nicht glauben z.B. Harnverlieren steht nur der alten Dame zu – no no – vom Kind bis zum Greis, Männlein oder Weiblein jeden kann’s erwischen.
Ich sehe meinen Job als große Bereicherung, denn schließlich kann ich – und das in jedem Fall – dem Betroffenen etwas Würde zurückgeben, die Würde ein wertvoller vollständiger Mensch zu sein.
Fortsetzung folgt, denn da gibt’s noch viele andere Geschichten.
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